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10.09.13
Codex @ ESC, Graz (AT)

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The SKOR Codex will be on display during the exhibition ‘I share therefore I am’ at ESC, Graz, Austria, from the 21st of September 2013 til the 25th of November 2014. ESC reopens in a new building the 12th of September.

I share, therefore I am. Kunst-Konzepte von Individualität und Kollektivität

„Having an experience is taking part in the world. Taking part in the world is really about sharing responsibility. So art, in that sense, I think holds an incredible relevance in the world in which we’re moving into, particularly right now.“ Olafur Eliasson

„Der Künstler schafft durch seine Arbeit seine Beziehung zur Welt.“Concha Jerez und Jose Iges

An der Welt teilzunehmen, eigene Erfahrungen zu machen, sich in die Gesellschaft einzubringen heisst, Verantwortung zu übernehmen beziehungsweise diese zu teilen. In diesem Sinn hat gerade Kunst – so der dänisch-isländische Medienkünstler Olafur Eliasson in seinem Verständnis von ‚Teilhabe‘ – eine grosse Relevanz in unserer zunehmend technologisierten Welt, gerade auch im Hinblick auf Entscheidungsprozesse, die für künftige zivilgesellschaftliche Entwicklungen von Bedeutung sind.

So suggeriert uns die alltägliche Verwendung von Kommunikations-technologien die Möglichkeit zu Mitbestimmung und Teilhabe, de facto wird dabei aber gestaltende Einflussnahme durch Voting ersetzt. Weiters nehmen sie Einfluss auf die Verbindung der/des Einzelnen zu einer grösseren Gruppe bis hin zu – „allen“. Diese virtuelle Verbindung (connection) ersetzt bereits, was einmal Gespräch und Auseinandersetzung war: “We’re substituting connection for conversation.” (Sherry Turkle)

Kunst muss dafür sorgen, dass der Dialog zwischen den Menschen wieder aufgenommen wird, denn Technik degradiert den Dialog zu einem Klick. Wir haben den Dialog, so Turkle, an die Maschinen abgegeben und selbst das Zuhören an ein Stück Software delegiert. Menschen kommunizieren immer weniger face-to-face, sie editieren, löschen und laden Information – von ihren Computern, Ipads und Mobiltelefonen. Diese Geräte verändern nicht nur die Art, wie wir kommunizieren, sondern auch uns selbst. Deshalb wird der tatsächliche Austausch, die physische Präsenz als Ausgleich und Ergänzung zur digitalen Persona enorm wichtig.

Es ist zu fragen, ob Technologie von Kunst hinreichend herausgefordert und hinterfragt wird, oder ob Kunst mittlerweile selbst zu etwas geworden ist, was sich vollends der technologischen Dynamik angepasst hat.

Gegenüber der Verwertungslogik blitzschneller – zeitloser – Informationsübertragung vermag Kunst eine Art von Zeitlichkeit wiederherzustellen, und zwar Zeit als Dauer, eine Form der ästhetischen Unterminierung.
Mit Wiederaneignung von Zeit geht auch die Rückeroberung von Raum einher. Wenn ich Raum wahrnehme, einen sensorischen Eindruck oder eine konkrete Vorstellung von Raum bekomme, wenn ich das Gefühl von Zeit in diesem Raum habe, wird dieser zugänglich und damit veränderbar. Dies generiert die Möglichkeit von Gemeinschaft, von Kollektivität, von Gesellschaft.
Künstlerische Auseinandersetzung kann sich sowohl der theoretischen Bestimmung des „öffentlichen“ widmen, als auch ganz konkret öffentlichkeit schaffen oder in öffentliche Räume intervenieren, wie zum Beispiel in Debatten zu Demokratie und Transparenz, Mit- und Selbstbestimmung oder Individuum und Kollektiv.

Technologie funktioniert bloss, Kunst aber bezeichnet, schafft Bedeutung, vermittelt zwischen Menschen untereinander und liefert jene Muster, die die Welt der sensorischen Erfahrung mittels kultureller Vorstellungskraft zugänglich machen. Technik schafft – wie Edmund Leach schreibt – „beobachtbare Resultate in einer strikt mechanischen Weise“, während Kunst ihrem Wesen nach kommunikativ ist und in Form symbolischer Codes Information über Konzepte wie beispielsweise Identität oder Gesellschaft zur Verfügung stellt. Damit ergänzt und vervollständigt sie die durchaus notwendigen und sinnvollen Spezialisierungen durch ihren universalistischen Zugang und spielt das ExpertInnenwissen zurück ins alltägliche Leben.

Die künstlerischen Projekte der ESC im LABOR widmen sich Fragen, die sich aus den Wechselwirkungen von künstlerischer Praxis, kulturellen Formationen und technologischen Innovationen ergeben und die aus einer einzelnen fachspezifischen Sicht allein nicht mehr beantwortet werden können.